Wann ist ein Mann ein Mann? Diese Frage hat Herbert Grönemeyer schon 1984 beschäftigt. Seitdem hat sich die Welt weitergedreht – und viele Männer finden ihren Platz in ihr nicht mehr. Men’s Work, die innere Arbeit des Mannes, bietet Möglichkeiten, Praktiken und sichere Räume, damit wir Männer uns befreien von traditionellen Rollenerwartungen und eine moderne Identität bilden als selbstbewusste, reife und entwickelte Männer. Unsere Communities, Familien, Frauen und Freunde, ja die Welt braucht uns in unserer gesunden, männlichen Kraft. Es ist an der Zeit, dass wir die Verantwortung übernehmen für die innere Arbeit, die dafür nötig ist.

Ich bin nicht hier, um dir zu sagen, wer du als Mann sein sollst und wer nicht. Das steht mir weder zu, noch ist es meine Aufgabe. Es würde auch vermutlich nur zu noch mehr Verwirrung beitragen. Denn hören die Herren der Schöpfung nicht seit Jahrhunderten schon, wer sie zu sein haben, was sie tun, was sie lassen, was sie bevorzugen sollen, was sie erreichen und was sie nicht fühlen sollen? Gedanken an so manche Strömungen des Neo-Feminismus, die uns erklären, Maskulinität sei sogar toxisch. Als müssten wir uns dafür schämen, Männer zu sein. So nachvollziehbar die Beweggründe dafür auch sind, wenn wir in die Welt blicken und an so vielen Ecken beobachten, wie unreife Männlichkeit ihre Machtpositionen ausnutzt, andere Menschen dominiert, Frauen unterdrückt und missbraucht, Kriege führt und den Planeten zerstört. Doch die Lösung ist nicht, Männlichkeit als Ganzes zu verteufeln und Männer dazu zu bringen, ihre Maskulinität zu untergraben. Sondern sie dazu zu inspirieren, ihre wahre männliche Reife zu entwickeln und diese Kraft für gute Zwecke in der Welt einzusetzen. Darum soll es in diesem Blogartikel gehen. Oder um es mit den Worten von Robert Moore zu sagen:

„In der gegenwärtigen Krise der Männlichkeit brauchen wir nicht weniger maskuline Stärke. Wir brauchen mehr davon. Aber wir brauchen mehr gereifte Männlichkeit. Wir brauchen mehr Mann-Bewusstsein.“

Aktuell beobachten wir aber einen gegenteiligen Trend. Viele Männer fühlen sich in ihrem Mann-Sein nicht mehr verankert. Immer mehr Frauen finden in ihre Unabhängigkeit, stehen in ihrer weiblichen Kraft und brauchen keinen Mann mehr, der für sie sorgt – ein Hoch auf diese Entwicklung! Die Welt braucht mehr selbstbewusste Frauen in der Führung! Doch die veränderten Rahmenbedingungen werfen Fragen auf für uns Männer, die nicht so einfach zu beantworten sind.

Wer bin ich als Mann?

.Wenn nicht mehr der Versorger, der das Essen auf den Tisch bringt? Was ist meine Rolle in Familie und Gemeinschaft? Warum bin ich hier? Wie entwickle ich einen inneren Kompass, der mich in Richtung einer tieferen, erfüllteren und bedeutsameren Erfahrung des Lebens führt? Wie führe ich mich selbst? Wie finde ich eine gesunde männliche Identität, die nicht davon abhängig ist, stärker, mächtiger und wichtiger zu sein als andere? Wie kann ich meiner Frau oder Freundin, meinen Kindern, meinen Kollegen mit offenem Herzen, Respekt und gleichzeitig mit geerdeter, männlicher Präsenz begegnen, sodass sie sich mit mir und meiner Männlichkeit sicher und geborgen fühlen?

Ratschläge wie “sei verletzlicher” oder “zeig’ mehr Emotionen” sind wenig förderlich. Denn ein Mann, dem sein Leben lang beigebracht wurde, dass es unmännlich ist, Emotionen zu zeigen, ist im besten Fall damit überfordert. Im schlimmsten Fall rutscht er noch tiefer in ungesunde Coping-Strategien und selbstsabotierende Gewohnheiten. Dazu später mehr.

Mögen diese Zeilen eine Einladung an dich sein, selbst zu entdecken, welch wundervoller Mann in dir steckt.

Diese Forschungsreise nach innen kann unheimlich motivieren, ungesunde Verhaltensweisen genauer zu beleuchten, Wunden aus der Vergangenheit ins Bewusstsein zu holen und ihre Botschaften zu integrieren. Es kann aber auch gewaltig frustrieren, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Das Gefühl, festzustecken, immer die gleichen Muster zu wiederholen und – wie sehr man auch an sich arbeitet – doch nicht an den Punkt zu kommen, wo man glücklich und zufrieden ist. Zu allererst mit sich selbst. Daher ist es so essentiell in dieser Arbeit, dass wir unsere Emotionen, Erfahrungen und Herausforderungen mit einem vertrauten Kreis an anderen Männern teilen.

Isolation – ein Riesenthema

Genau hier beginnt eine der größten Herausforderungen, mit der immer mehr Männer konfrontiert sind: Isolation; Einer von fünf Männern hat laut einer Studie aus den USA zufolge keine engen Freunde, das ist doppelt so viel wie bei Frauen. 15 Prozent der Männer geben an, keinen einzigen Freund zu haben – 1995 waren das nur 3 Prozent. Eine große Studie der amerikanischen Brigham Young University hat herausgefunden, dass langfristige soziale Isolation das Risiko eines früheren Todes um bis zu 32 Prozent erhöht.

Tatsächlich steigt auch die Selbstmordrate bei Männern gewaltig: Drei von vier Suiziden in Österreich werden von Männern begangen. International ist die Quote noch höher.

Die positiven Effekte von starken sozialen Kreisen sind hingegen enorm: längeres Leben, weniger Krankheiten, niedrigerer Blutdruck, weniger Stress, mehr Resilienz und Optimismus.

Im Kontext des Wettbewerbes, den wir Männer im traditionellen Männlichkeitsbild immerzu untereinander austragen sollten, ist die Isolation nur eine logische Folge. Denn wie soll sich ein Mann einem anderen Mann gegenüber emotional öffnen, wenn ihm von der Gesellschaft so viele Jahre lang eingeprägt wurde, dass 1) Emotionen zu zeigen schwach ist und 2) du stärker sein musst als deine Peers, um etwas zu gelten? Aber erst emotionale Intimität öffnet den Raum für tiefere Verbindungen. Im sicheren Rahmen, wohlgemerkt.

Der Mythos der Verletzlichkeit

Wichtige Fußnote hier: Das heißt nicht, dass ich mich allen und jedem gegenüber verletzlich zeige. Das kann zu einem gehörigen Vulnerability-Hangover, a la longue zu noch mehr Verschlossenheit führen und ist ein großes Missverständnis. “The Myth of Vulnerability” beschreibt die Illusion, dass Männer, wenn sie nur mehr mit ihren Emotionen in Kontakt wären und sich in ihrem Ausdruck verletzlicher zeigen würden, “bessere” Männer wären. Besser für wen? Das ist nur ein Teil der Gleichung, greift zu kurz und führt oft zu einem eher unkontrollierten Ausdruck von Opferhaltung und Verwundbarkeit, ohne für die Ursache des Problems die Verantwortung zu übernehmen.

Nach dem Motto: Ich zeige mich meiner Partnerin oder meinen Freunden gegenüber zwar verletzlich und teile meinen Schmerz mit ihnen, aber erwarte gleichzeitig auch, dass sie mir helfen, ihn zu lindern. Was dazu führen kann, dass ich eben nicht tue, was getan werden muss, um den Schmerz in mir zu heilen. Meine Partnerin ist weder meine Therapeutin, noch mein Coach. Natürlich ist es wichtig und wertvoll, sich als Mann einer Frau mit seinen Emotionen anzuvertrauen, einander zu halten und zu unterstützen – zumal dann, wenn ich mit ihr mein Leben teile.

Doch eine Frau darf auch zu Recht von ihrem Mann erwarten, dass er in der Lage ist, sich selbst durch den Sturm zu führen und sich im Chaos seiner Emotionen zu halten.

Tut er das nicht, entsteht Co-Abhängigkeit und Unsicherheit in der Beziehung. Wie soll sich eine Frau dann in Vertrauen und Hingabe fallen lassen können? Wie soll sie sich in ihrer femininen Energie, im Fluss ihrer heiligen Weiblichkeit, die uns Männern auf so herrliche Weise den Kopf verdreht, sicher und geborgen fühlen, wenn ihr Mann den sicheren Rahmen nicht herstellen kann, weil er diese Sicherheit in sich selbst nicht findet?

Verletzlichkeit ist eine Stärke, ja. Aber diese Kraft kann nur entfalten, wer auch lernt, mit seinen Emotionen, Bedürfnissen und Grenzen auf gesunde Weise umzugehen. Vor allem mit den landläufig als gefährlich erachteten, wie Ärger, Wut oder Aggression.

Runterschlucken, unterdrücken und betäuben ist die Strategie, die unglaublich viele Männer demnach gewählt haben. Unter ihnen ich selbst, viele Jahre lang.

Da gab es den immerzu freundlichen und charmanten Jakob, der Erfolg hat in seinem statuserfüllten Job als TV-Journalist, beliebt ist bei Freunden und Frauen und nach außen hin ein richtig gutes Leben führte. Doch in mir kochte es regelmäßig, immer wieder auch mal über. Vor allem meine Beziehungen sabotierte ich damit bis zur unweigerlichen Trennung. Ärger, Frustration, fehlende Integrität, mangelnder Selbstwert – woher das alles kam? Wunden aus der Kindheit, aber davon verstand ich damals noch wenig. Sport half mir sehr, mich gewissermaßen unter Kontrolle zu halten, doch nicht wirklich bei der Lösung der Ursache. Partys, Sex, Alkohol und andere Drogen waren vor allem in meinen Zwanzigern das Mittel der Wahl, wenn ich all das unter dem Vorwand von Hedonismus und Lebenslust betäuben wollte. Irgendwann kam Pornographie dazu, wenn ich mir schnell mal Entspannung wünschte von der Überforderung, ich selbst zu sein. “Ich genieße mein Leben, kann feiern und erfolgreich sein”, so das Image, das ich nach außen hin aufrecht erhalten wollte. Ich suchte regelmäßig nach Anerkennung im Außen und nach Bestätigung dieses Bildes, das ich mir von mir selbst erschaffen habe. In Wirklichkeit kompensierte ich über weite Strecken, sabotierte mich selbst und versuchte vergeblich, eine innere Leere zu füllen, die mir lange Zeit noch nicht einmal bewusst wahr.

Später war es meine spirituelle Arbeit, hinter der ich meinen Schmerz versteckte. Natürlich, tägliche Meditationen, eine intensive Yogapraxis und regelmäßige Atemarbeit hilft ungemein, den Geist zur Ruhe zu bringen, eine tiefere Verbindung mit dem Körper herzustellen und sich allgemein wohler, erfüllter und gesünder zu fühlen. Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass auch das eine Form der Abhängigkeit war – eine gesündere, wohlgemerkt. Und dennoch, eine Abhängigkeit, die mir einmal mehr dabei half, ungewünschte, nicht akzeptierte Anteile in mir nicht sehen zu müssen. Ich brauchte meine spirituelle Praxis, um mich rundum wohl zu fühlen. Wenn ich sie mal schleifen ließ, kippte die Stimmung. Mich in mir und mit mir gut und wertvoll zu fühlen, war an Bedingungen geknüpft: “Wenn ich … tue, dann bin ich gut genug.” Das war lange Zeit meine innere Realität. Bis ich die Tools, Mentoren und Lehrer fand, die mir dabei halfen, Frieden mit mir selbst zu schließen.

Ein Mann, der seinen Schmerz unterdrückt, ist sein Sklave

Sowohl in meiner 1:1-Arbeit mit männlichen Coaching-Klienten, als auch im Retreat-Setting begegne ich immer mehr Männern persönlich, denen es genauso geht. Es wurde uns von Schule und Leistungsgesellschaft nicht anders beigebracht. Der anerzogene Selbstwertmangel und die damit einhergehende Unterdrückung wesentlicher Persönlichkeitsanteile ist eine der größten Zivilisationskrankheiten unserer Zeit. Das Wesen, die wilde und wunderschöne Essenz des Seins, kann sich nicht authentisch entfalten – ich wage, zu behaupten, dass genau das ein Teil des Plans ist.

Die Reise nachhause zu uns selbst führt unweigerlich über den felsigen Kamm der Selbstakzeptanz.

Erst die bedingungslose Akzeptanz deiner Selbst mit deinem Licht und deinem Schatten ermöglicht ein Ganzwerden als Mann, Mensch, Vater, Freund, Leader, Partner und Liebhaber. Und es sind die sogenannten “negativen” Emotionen, die uns als Wegweiser auf diesem Pfad dienen und uns Aufschluss geben über Bedürfnisse, Kernwerte und Grenzen. Wenn wir sie annehmen und nicht ständig vor ihnen davonlaufen.

Es besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer fehlenden Verbindung zu deinen Emotionen, dem Mangel an Selbstwert und einer unklaren Antwort auf die Frage, warum du hier bist. In der bewussten Erfahrung des Schmerzes zeigt sich der Pfad zu deiner Bestimmung.

Was mir auf meiner Reise geholfen hat, ist die Erkenntnis, dass die Emotion an sich nicht gefährlich ist – sie ist lediglich Energie, die durch den Körper fließt. Gefährlich ist, dass wir nie gelernt haben, sie wirklich zu fühlen, anzunehmen und auf eine Art und Weise zu bewegen und auszudrücken, die weder uns selbst noch anderen schadet.

Men’s Work – vor allem die Arbeit in Gruppen – zielt genau darauf ab. In einem sicheren Raum, einem vertrauten und vertraulichen Setting, den Rahmen zu schaffen, indem wir Männer uns genau so zeigen können, wie wir sind. Mit allem, was gerade lebendig ist in uns. Damit wir in Gemeinschaft lernen können, auch jene Seiten von uns anzunehmen, die als “unerwünscht” erachtet werden, als nicht liebenswürdig oder als gefährlich. In diesen Emotionen steckt eine gewaltige Power, die es zu erfahren und zu verkörpern gilt. Viele indigene Völker haben seit Jahrtausenden Rituale, um ihre Männer beim Übergang von der Adoleszenz in die Männlichkeit zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, ihre “dunkle Maskulinität” bewusst kennenzulernen und ihr im rituellen Kontext Raum geben zu können, sodass sie sie nicht unbewusst ausleben müssen. Westliche Gesellschaften haben diese Rituale vergessen, oder treffender formuliert: haben kaum je wirkliches Interesse daran gezeigt!

Es war einmal ein Stammesältester

Er war das männliche Vorbild für die heranwachsende Generation, hütete Wissen und Weisheit darüber, was die Verantwortungen eines Mannes in der Gemeinschaft sind und wie er ihnen auf selbstbewusste Weise gerecht wird. Rituale, Naturverbundenheit und nicht zuletzt die beispielhafte Verkörperung von Präsenz, Tiefe und Wahrhaftigkeit des Ältesten bildeten das Fundament für die Initiation eines Pubertierenden ins geerdete Leben eines reifen, erwachsenen Mannes.

Solche Stammesältesten gibt es in unserer modernen Welt längst nicht mehr.

Im Gegenteil: Die Leistungsgesellschaft hat einen Lebensstil zum Ideal erkoren, der die Abwesenheit von Vätern fördert.

Arbeiten von früh bis spät, Performance-Druck und Stressbelastungen aller Art – und wenn dann der wohlverdiente Feierabend endlich Entspannung verspricht, bekommt der Nachwuchs vom Papa nur noch seinen energetischen Restbestand zu spüren. Was sie bräuchten – männliche Präsenz, Liebe und Führung – bekommen sie nicht oder nur unzureichend. Buben und jungen Männern fehlen zunehmend männliche Vorbilder, die sie mit Wahrheit und Klarheit begleiten in eine gesunde Männlichkeit.

Die Folgen sehen wir auf der ganzen Welt

Die aktuelle Zeitqualität lädt uns dazu ein, als Männer wie auch als Frauen unsere Wurzeln von Gemeinschaft und Naturverbundenheit, von Ritualen und Innenschau wieder schätzen und nutzen zu lernen. Um unser Bewusstsein zu weiten, unsere Herzen zu öffnen und anstatt ständig den Kopf, auch öfters mal den Körper zu bewohnen und seine Weisheit verstehen zu lernen.

Es ist eine Arbeit, die wir idealerweise unter Männern machen. Ein Grund dafür ist, dass es schlichtweg einfacher ist, sich als Mann zu öffnen und verletzlich zu zeigen, wenn keine Frauen anwesend sind, die wir – wenn auch nur unterbewusst – zu beeindrucken suchen. Ein weiterer Grund: Wenn Männer unter sich zusammen kommen, um tiefgründige, innere Arbeit zu machen, hat das eine ganz besondere, fast schon magische Energie.

Gleiches gilt für Frauenkreise (habe ich mir sagen lassen), die (derzeit noch) eine deutlich größere Popularität haben als Men’s Circles. Die Damen haben uns in Sachen persönlicher und spiritueller Entwicklung einiges voraus! Die gute Nachricht ist: Sie unterstützen uns mit ganzem Herzen! Die meisten Frauen, mit denen ich bisher über meine Arbeit als Men’s Coach und Retreatleiter gesprochen habe, gaben mir mit größtem Enthusiasmus zu verstehen, wie wichtig diese Arbeit auch aus ihrer Sicht ist.

Die Arbeit, die es uns ermöglicht, oft jahrzehntelang unterdrückte Schattenanteile und Ängste kennenzulernen und zu integrieren und der Ursache von physischen, psychischen und seelischen Schmerzen in uns selbst zu begegnen. In einem Rahmen, in dem wir unsere Grenzen austesten können, Emotionen ausdrücken und verstehen lernen, dadurch ein tieferes Selbstbewusstsein kultivieren und jene höheren Qualitäten eines Mannes aktivieren, die wir als Archetypen alle in uns tragen. Diese Arbeit fördert Integrität, Vertrauenswürdigkeit,  Selbstwert, Eigenverantwortung, Self-Leadership und mehr. Das ist nicht nur attraktiv, sondern es fördert vor allen Dingen ein harmonisches, liebevolles, lebendiges, authentisches und geheiltes Miteinander. Es führt uns von Selbstwertmangel und Leere zum inneren Thron.

„Ein furchtsamer Mann, der weiß, dass er Angst hat, ist vertrauenswürdiger als ein furchtsamer Mann, der seine Angst nicht kennt. Und ein furchtsamer Mann, der seiner Angst entgegendrängt, an der Grenze lebt und von dort aus sein Bestes gibt, ist vertrauenswürdiger und beflügelnder als ein ängstlicher Mann, der sich in seiner Komfortzone zurücklehnt und nicht bereit ist, seine Angst von einem Tag zum anderen zu erfahren. Ein freier Mann kann sich seine Ängste eingestehen, ohne sie zu verstecken oder sich vor ihnen zu verstecken.“ – David Deida

Der integrierte, ganz gewordene Mann erkennt seinen wahren Wert in sich selbst und macht ihn nicht von äußeren Faktoren abhängig. Er muss nicht der Anerkennung und der Akzeptanz der anderen nachlaufen, muss nicht andere klein machen, um größer zu wirken. Er weiß, wofür er steht, bringt Kriegernatur, Mut und Stärke auf, um dafür einzustehen. Er bewohnt einen gesunden und vitalen Körper, hat eine Richtung im Leben, folgt einer Bestimmung und einem größeren Daseinszweck, der nicht nur sich selbst, sondern etwas Größerem dient. Er weiß, wer er ist und warum er hier ist. Er hält Integrität, hat sowohl Rückgrat als auch ein weites, offenes Herz. Er fühlt sich verbunden mit seiner maskulinen Essenz, nährt selbstbewusst aber auch seine femininen Qualitäten – wie Emotionen, Intuition, Hingabe und Spontanität. Ein solcher Mann braucht seine Überlegenheit nicht unter Beweis zu stellen, um sich wertvoll zu fühlen, sondern kann ergo seinem Gegenüber – ob Mann oder Frau – mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen.

Dringlichkeit und Wert dieser Arbeit sind kaum zu überschätzen

Daher ist es aktuell eine unserer wichtigsten Aufgaben als Männer, zusammen zu finden und Männerkreise zu formen, um tiefgründige Verbindungen zueinander zu ermöglichen und die transformative Kraft einer Brotherhood zu erfahren.

Im August 2023 leitete ich mit meinem guten Freund Florian Palzinsky im schönen Salzkammergut das MANN SEIN-Retreat. Ausgebucht mit 20 Teilnehmern im Alter zwischen 24 und 70 Jahren.

Vier Tage und vier Nächte, in denen wir einem kraftvollen, männlichen Selbstverständnis auf die Spur gingen. Mit uralten schamanischen Ritualen wie einer Schwitzhütte und einer Visionsnacht, mit Workshops zu den vier Archetypen reifer Männlichkeit nach Robert Moore (König, Krieger, Magier & Liebhaber) und vor allem durch tiefgründige Begegnung und authentischen Austausch mit anderen Männern. Ich werde den Abschlusskreis nie vergessen, als jeder der Männer teilte, was er sich mitnimmt von den gemeinsamen Tagen – mehr als die Hälfte hatte Tränen in den Augen – ich inklusive. Viele fanden keine Worte für das, was sie erlebt haben.

Den Tenor beschreibt Markus, einer der Teilnehmer, besonders treffend:

“Ich hätte mir nie gedacht, in einer Männerrunde solche Emotionen, so ein Gemeinschaftsgefühl und einen so offenen Austausch in Sicherheit erleben zu können. Für mich ist das der Beginn von etwas Neuem.”

Gesunde Erde, neue Zeit, reife Männlichkeit. Die Veränderung beginnt tief in uns selbst. Der Termin für das nächste MANN SEIN RETREAT steht übrigens schon fest – von 6. bis 11. August 2024. Alle Infos hier.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es viele Formen von Männerarbeit gibt. Viele Wege und unterschiedlichste Praktiken. Meine Intention mit diesem Blog ist es unter anderem, dieses Feld auch in zukünftigen Artikeln zu beleuchten. Auch persönliche Erfahrungen einzubringen, Challenges und Erkenntnisse zu teilen, von denen ich glaube, dass sie dir auf deinem Weg dienlich sein können.

Was mir ebenfalls noch wichtig ist, zu betonen: Men’s Work ist wertvoll für alle Männer, gleich welcher sexuellen Orientierung sie sich zugehörig fühlen. Wenn ich auch die Mann-Frau-Beziehung in diesem Artikel mehrfach betont habe, so soll dies keinesfalls gleichgeschlechtliche Paare ausschließen. Da maskuline und feminine Energien sowohl in Männern wie in Frauen wirken – oft in verblüffend ausbalanciertem Maße – wirkt die sexuelle Polarität dieser Energiedynamik natürlich auch dort. Dazu mehr in einem späteren Artikel.

Meine erste Einladung an dich ist es, zu spüren, bei welchen Teilen dieses Artikels du Resonanz gespürt hast. Lies diese Abschnitte nochmals und mach dir Notizen dazu. Bewusstwerdung ist ein erster, wichtiger Schritt.

Diese und ähnliche Fragen können dir dabei helfen:

  • Wo erkennst du Parallelen zu deinem Leben?
  • Welche Teile von dir magst du weniger – was passiert, wenn du sie zulässt?
  • Wie ist dein soziales Umfeld? Hast du enge, männliche Freunde, denen du dich anvertrauen kannst?
  • Knüpfst du deinen Selbstwert an äußere Bedingungen? Wenn ja, an welche?
  • Wie denkst und fühlst du über dich selbst, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden?
  • Welche Emotionen versuchst du, regelmäßig zu unterdrücken? Was möchtest du nicht fühlen?
  • Was sind die Coping-Mechanismen, die du dafür benutzt?
  • Wo wünschst du dir Unterstützung?
  • Wie könnte diese Unterstützung aussehen?

Meine zweite Einladung: finde solide Männer in deinem Umfeld, einen Tribe an Männern, die an dieser Art von inneren Arbeit interessiert sind und schließe dich mit ihnen zu regelmäßigen Treffen zusammen.

Persönlich oder virtuell. Womöglich gibt es schon einen Männerkreis in deiner Umgebung. Falls nicht, ergreife die Initiative, gehe in die Führung und gründe einen. Du brauchst keine besonderen Fähigkeiten oder Vorkenntnisse.

 

Eine simple Struktur für einen Men’s Circle kann beispielsweise so aussehen:

1. Sharing: Jeder teilt der Reihe nach im Kreis, was ihn gerade bewegt, berührt und beschäftigt. Alle anderen hören zu, unterbrechen nicht und stellen keine Fragen. Wenn Feedbacks oder Reflexionen von der Runde gewünscht sind, kann der Teilende darum bitten.

2. Emotionen Raum geben: In der zweiten Runde liegt der Fokus auf der Empfindung und dem Ausdruck der oben ausgesprochenen Emotionen, während der Kreis den Raum dafür in Stille und Präsenz hält.

3. Von anderen gesehen werden: Es kann sehr kraftvoll sein, von einer Runde an Männern wirklich gesehen zu werden, ohne sich verstellen zu müssen. Wer fühlt, dass es hilfreich sein kann, stellt sich in die Mitte des Kreises, während er einfach nur hier ist, atmet und alles zulässt, was gerade in ihm lebendig ist. Die anderen halten den Raum.

Meine dritte Einladung: Im Herbst öffne ich wieder den Raum für virtuelle Men’s-Circles. Trage dich hier ein und du erhältst in Kürze alle Infos dazu:

Falls du Fragen hast oder dir meine persönliche Begleitung auf deinem Weg wünschst, melde dich gerne bei mir.

Teile auch sehr gerne in einem Kommentar, wie dieser Artikel bei dir landet, was du dir daraus mitnimmst und welche Erfahrungen du schon mit Men’s Work gesammelt hast. Lass mich auch gerne wissen, wenn du dir zu einem der angesprochenen Themen einen vertiefenden Artikel wünschst. Oder du irgendwo anderer Meinung bist.

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