Die Mythologie des hohen Nordens inspiriert mich. Die Kultur der Wikinger hat etwas Dunkles, sehr Mystisches: der Weltenbaum Yggdrasil, die Unterteilung in Ober-, Mittel- und Unterwelt. Riesen, Trolle und Zwerge. Hel, das Reich der Toten mit ihren Dämonen und Geistern. Valhalla, der Himmel der tapfersten Krieger. Dazu eine ausgeprägte spirituelle Verbindung zur Natur und die mittlerweile tiefherbstliche Landschaft hier in Norwegen. An manchen Abenden radle ich durch den kalten, dunklen Wald mit Wikingermusik im Ohr, um diese Stimmung zu verstärken und in mir zu fühlen. Das hat in den vergangenen Wochen etwas mit mir gemacht. Mein Bewusstsein gegenüber Vergänglichkeit wurde weiter. Ich fühlte mich zu diesem Artikel inspiriert über unsere sonderbare Beziehung zum Tod und darüber, wie er uns als ständig gegenwärtiger Gefährte zu einem authentischen und bedeutsamem Leben verhilft. Außerdem habe ich ein wunderschönes Ahnenritual aufgenommen, das du weiter unten findest. Es stärkt eine berührende Verbindung zu deinen Vorfahren und führt dich in tiefe Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber der ewigen Veränderung des Lebens.

Eine Tasse Chai Tee mit Hafermilch wärmt meine Finger, Honig und Gewürze am Gaumen. Ein sanftes Feuer flackert im Schwedenofen meines Lieblingscafés. Klaviermusik in den Kopfhörern, die diese Zeilen inspiriert. Ach Melancholie, von der auch die Bäume erzählen, draußen im Spätherbst. Erstaunlich, wie rasch die Blätter hier im Norden ihre Farbe wechseln. Von grün zu gelb, von gelb zu braun. Und bald sind sie im Erdboden verschwunden. Nackte Zweige, wo vor einer Woche noch grüne Lebendigkeit war.

So herrlich offensichtlich ist der Zyklus der Natur, wenn der Herbst ins Land zieht. Das Vergehen nach dem Sein. Das Sterben, die unverblümte Wahrheit über das Leben. Nichts ist wahrhaftiger, nichts ist echter, als der Tod.

So etwas wie einen “unerwarteten Tod” gibt es nicht. Oder – wie Benjamin Franklin das einst gesagt hat: “In dieser Welt ist nichts sicher – außer Steuern und der Tod.” Alles stirbt. Der Tod ist der ultimative Ausdruck der transformativen Natur unserer Existenz. Und – so scheint es – auch unser ultimativer Feind.

Denn tut unsere Kultur, tun wir, nicht alles, um ihn zu ignorieren? Zu vermeiden, was unausweichlich ist? Mit aller Gewalt festzuhalten am Leben? Wie gesund kann eine solche Ignoranz sein, wenn sie später – absolut unvermeidlich – zu unangenehmen „Überraschungen“ führt?

Aus der limitierten Perspektive eines endlichen Egos, das in einem vergänglichen, irgendwann dahinwesenden Körper wohnt, ist der Gedanke an das Ende im besten Fall unangenehm. Die Skala reicht hinab über traurig, makaber bis furchteinflössend. Besser nicht darüber sprechen. Den Mythos der ewigen Jugend nähren mit Kosmetik und Chirurgie, mit Forschungen zu Unsterblichkeit – milliardenschwere Illusion. Ein sagenhafter Aufwand, um dem menschlichen Dasein noch ein paar Jahre zu entlocken. Todkranke mit aller Kraft am Leben erhalten, lebensunwürdig zwar, aber Hauptsache nicht tot. Versteckspielen mit einem, der uns irgendwann doch findet. Und wer seinen letzten Atemzug hinter sich hat, wird schnurstracks in der Erde vergraben.

“When death finds you, may it find you alive.” Afrikanisches Sprichwort

Die Unfähigkeit unserer modernen Welt, im Hier und Jetzt zu sein, basiert auf ihrer ignoranten Beziehung zum Tod. Wie arrogant die Haltung anmutet, so zu leben, als sei der nächste Morgen garantiert.

Der Preis ist hoch: ein schweres Gewicht auf den Schultern all jener, die Reue und Scham durch das Leben tragen wie einen Rucksack voller Steine, die aus längst vergangenen Zeiten stammen. Die nie vergeben haben und ihre Herzen selbst am Abend ihres Lebens von den dunklen, blinden Passagieren der Seele in die Irre führen lassen.

Vergeudung von Lebenszeit durch Sorgen über Unwesentliches oder zu langes Festhalten an Vergangenem sind die Konsequenz. Dabei kann das Bewusstsein darüber, dass der Tod eine Tatsache ist und dem Leben erst Bedeutung gibt, ein wesentlicher Schlüssel sein zu wahrhaftiger Lebendigkeit und der Fülle in uns selbst, nach der wir oft so verzweifelt im Außen suchen.

Wer hingegen das Vergängliche in allem und jedem und insbesondere in sich selbst wahrnehmen, annehmen und würdigen kann, wer Anicca – wie die Buddhisten die Impermanenz aller Existenz nennen – als integralen Bestandteil des Lebens anerkennen kann, der steigert seine Chancen ins Unermessliche, Tiefe und Bedeutung in jedem Augenblick zu finden – anstatt vor ihm zu flüchten.

Die Gründe für unsere sonderbare Beziehung zu unserer Vergänglichkeit sind vielfältig

Einer davon: die Angst vor dem Unbekannten, die unserer menschlichen Natur innewohnt. Was nach dem Tod passiert, ist das ultimative Unbekannte. Naturgemäß – im wahrsten Sinne des Wortes – löst diese Unsicherheit veritables Unbehagen aus. Aber wie wir wissen, um es mit Joseph Campbell zu sagen:

“The cave you fear to enter holds the treasure that you seek.”

Ein weiterer Grund: Religiöse Glaubenssysteme, die sich gewissermaßen eine Monopolstellung auf den Tod erschaffen haben – und damit die sagenhafte Angst des Menschen vor ihm missbraucht, um die eigene Macht zu erhalten. Urvertrauen, das tiefe Vertrauen in den Lauf der Dinge, findet nur, wer sich mit diesen Ängsten nicht identifiziert und annimmt, dass das Leben in diesem menschlichen Körper eines Tages vorbei ist. Dass dies aber nichts daran ändert, dass wir multidimensionale, spirituelle Wesen sind – ohne Anfang und ohne Ende.

Der Tod ist somit lediglich eine Transformation der Form ist, nicht mehr und nicht weniger. Ich möchte nicht, dass du mir das glaubst. Denn um Glauben geht es hier nicht.

Meditation, Rituale, bewusste Reflektion, psychedelische Erfahrungen, Nahtoderlebnisse und mehr geben uns Einblicke in die Unendlichkeit, die sich hinter der limitierten Sichtweise des Verstandes offenbart – dazu findest du weiter unten einige praktische Anregungen.

Diese Zeilen gelten für mich ebenso als Erinnerung, wie sie womöglich dir eine sind. In keiner Weise bin ich frei von den Machtspielen meines Egos, von Grübeln über Unwiederbringliches und von Schuldgefühlen gegenüber Vergangenem. Das Leben fordert mich mittlerweile mit Nachdruck zum endgültigen Loslassen meiner Ex-Partnerin auf. Nach über einem Jahr der Unklarheit, durchwoben von verworrenen Gefühlen, all den Erinnerungen, einer tiefen Verbindung zu einem so wundervollen Herzensmenschen und meiner gleichzeitigen Unfähigkeit, mich noch einmal mit vollem Herzen auf sie einzulassen. Festhalten an Erwartungen, wie es unter gewissen Umständen vielleicht doch noch hätte sein können. Es musste der Zeitpunkt kommen, an dem endgültig endet, was war. Damit Raum entsteht für das, was sein möchte.

Mein Bewusstsein darüber, wie unwahrscheinlich kurz das Leben doch in Wirklichkeit ist, hilft mir in diesem Prozess enorm. Let’s face it: viele von uns sind am Ende sogar noch deutlich kürzer am Leben, als wir uns das vielleicht gewünscht hätten.

Der Tod ist immer präsent

An der nächsten Straßenkreuzung, um die Ecke nach dem Supermarkt, auf dem Heimweg, nachdem ich meinen Chai-Tee ausgetrunken habe. Niemand weiß, wie viel Zeit uns vergönnt ist. Das kann Angst machen. Oder inspirieren.

Durch gesundes Tod-Bewusstsein zu Authentizität und wahrhaftigen Beziehungen

Als ständiger Begleiter kann uns der Tod dazu ermutigen, unsere Tage mit authentischer Lebendigkeit zu füllen. Ihn als ultimative Wahrheit wertzuschätzen, führt uns zur Öffnung unserer Herzen, zu Dankbarkeit gegenüber dem, was ist. Zu Mitgefühl gegenüber dem, was im Argen liegt. Zu Vergebung, zu Befreiung. Und zu einer tieferen Verbindung mit allem, was lebt.

“As life is, death is. The awareness of this fact allows you
to live life fully and intensely.” Sadhguru

Mit einem gesunden Tod-Bewusstsein verbringe ich meine Stunden, meine Tage, Wochen, Monate und Jahre anders, als ohne. Weniger Sorgen um eine Zukunft, die ich vielleicht erlebe, vielleicht auch nicht. Weniger Gram über die unwiederbringlich vergangene Vergangenheit. Loslassen wird leichter.

Ich frage mich dann öfters, was wirklich wichtig ist:

  • Was ist essentiell?
  • Ist mir diese Frage tatsächlich all das Grübeln wert?
  • Kann ich diese Angelegenheit nicht endlich auf sich beruhen lassen?
  • Wielange möchte ich noch festhalten an einer Beziehung, die einfach nicht sein soll?
  • Wieviele Stunden weiterhin verschwenden mit einem langweiligen Job in toxischer Arbeitsumgebung?
  • Wielange noch die Verwirklichung meiner Träume vor mir herschieben? Wann endlich loszugehen für das, wofür meine Seele in diesen Körper inkarniert ist?
  • Wie sehr mir noch selbst im Weg stehen, indem ich meinen limitierenden Überzeugungen über die Realität und über mich selbst erlaube, mich von einem authentischen, selbstbestimmten und wahrhaftigen Leben abzuhalten?
  • Wielange noch mein Licht dimmen, meiner Angst vor Unzulänglichkeit glauben?
  • Was, wenn der heutige Tag mein letzter wäre? Was würde ich anders machen?
  • Was muss ich heute tun, damit ich abends in Vollkommenheit sterben kann?

Die australische Palliativkrankenschwester Bronnie Ware hat viel Zeit mit Sterbenden verbracht. In ihrem Buch The Top 5 Regrets of the Dying schreibt sie über das, was diese Menschen am Ende ihrer Tage am meisten bereuen. Nummer 1:

“Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ein authentisches und selbstbestimmtes Leben zu führen – und nicht das Leben, das andere von mir erwarteten.”

Das kann einem das Herz brechen, nicht wahr?

Hier ist eine Übung für dich und dein Notizbuch:

Was, wenn dir ganz plötzlich die Zeit ausgeht?

Stell’ dir vor, du hättest nur noch 5 Minuten Zeit zu leben. Nicht irgendwann in der Zukunft, sondern jetzt an diesem Punkt in deinem Leben. Nur noch 5 (!) Minuten. Was ist dein größtes Bedauern, was würdest du am meisten bereuen? Schließe zunächst deine Augen, wenn es dir hilft (du stirbst ohnehin in Kürze), nimm ein paar tiefe Atemzüge und widme dich ganz bewusst diesen Reflektionen. Schreibe dann deine Liste mit deinen TOP-10. Lass die Übung nachwirken. Was macht dieses Bewusstsein mit dir?

Einige meiner End-Of-Life-Regrets sind:

  • ich wünschte, ich hätte einen Menschen vollkommen und bedingungslos geliebt und mein Herz weit geöffnet, um wahre Liebe zu empfangen
  • ich hatte nie Kinder
  • ich wünschte, ich wäre dankbarer und zufriedener gewesen mit allem, was mir vergönnt war
  • ich wünschte, ich hätte nicht so oft nach etwas noch Besserem gesucht
  • ich hätte mein Leben mit sehr viel mehr Freude, Spaß und Leichtigkeit führen können

“Life and death are one thread,
the same line viewed from different sides.”
Lao Tzu

Jeder – ausnahmslos jeder Mensch, den du kennst – wird irgendwann einmal sterben. Deine beste Freundin, dein Vater, deine Tochter, die nette Barista in deinem Lieblingscafé, Bruder, Schwester, der Bundeskanzler, der Idiot, das dir gestern die Vorfahrt genommen und dir dann auch noch den Mittelfinger gezeigt hat, dein Partner, deine geliebte Frau.

Der Gedanke kann erschüttern – für mich persönlich vor allem deshalb, weil ich eine gewisse Angst fühle vor den unerledigten und den unausgesprochenen Dingen. Meine letzte Chance verpasst zu haben, einem Menschen zu sagen, wie sehr ich ihn liebe. Wie dankbar ich bin für alles, was wir zusammen erlebt haben. Oder, schlimmer: zu bereuen, dass ich immer noch voller Ärger, Schuldzuweisung oder sogar Zorn bin auf jemanden, den es jetzt nicht mehr gibt. Wenn du Ähnliches fühlst, kann diese Frage helfen:

Was könnte ich diesem Menschen heute sagen oder schreiben, damit es nicht dazu kommt?

Ahnenritual zu Samhain: Einchecken mit den Vorfahren

Auch die Kelten kannten eine ausgeprägte Kultur von Tod und Totenkult. Das keltische Jahreskreisfest Samhain zelebriert den Übergang in die dunkle Jahreszeit am 31. Oktober – der spirituelle Ursprung von Halloween. Eine der geistigen Komponenten von Samhain ist die bewusste Auseinandersetzung mit unserer eigenen Sterblichkeit. Wie auch der Tod eine Transformation darstellt von einer Dimension in die andere, können wir uns diese Energie auch zunutze machen, um mitten im Leben wichtige Veränderungen herbeizuführen und Transformationen einzuleiten.

Ich habe für dich ein ganz besonderes Ritual aufgenommen, in dem wir die Energie der Zeit um Samhain und Allerheiligen nutzen, um unsere Vorfahren zu würdigen – ob sie noch leben oder den irdischen Körper bereits verlassen haben. Ohne sie wären wir nicht hier. Wir verbinden uns mit ihnen auf Herzensebene, wertschätzen, was wir ihnen zu verdanken haben, empfangen ihre Botschaften, erspüren deren Relevanz für uns im Jetzt und geben das Erfahrene gleichsam weiter an unsere Nachkommen. Wir atmen die Vergänglichkeit als untrennbare Essenz des Lebens ein und die transformative Kraft, die ihr innewohnt. Und atmen Dankbarkeit aus für alles, was ist.

Hier noch ein paar Tipps zur Vorbereitung:
Nimm dir noch einige Minuten Zeit, um deinen Space gut vorzubereiten, in dem du das Ritual durchführst. Sorge dafür, dass du für die kommenden dreißig Minuten nicht gestört wirst. Reinige und kläre deinen Raum mit einem Räucherwerk deiner Wahl – zum Beispiel mit Palo Santo, weißem Salbei oder Weihrauch. Du wirst dich dadurch unmittelbar ruhiger fühlen, zentrierter, klarer und geborgener. Wenn du möchtest, zünde dir noch eine Kerze an. Willkommen in deinem sicheren Raum für dich und deine liebevolle Begegnung mit dem Jenseits.

Hier kannst du dir das Ritual als MP3 downloaden.

Die Kunst, gut zu sterben, bemisst sich daran, wie wir gelebt haben. Dazu fallen mir zum Schluss die wunderbaren Worte von Wayne Dyer ein:

“Don’t die with your music still in you.” Wayne Dyer.

 

 

Wenn dich dieser Artikel, das Ritual oder eine der Reflexionsfragen inspiriert hat, dann teile den Blog sehr gerne weiter. Schreib auch gerne einen Kommentar dazu und teile mit uns deine Gedanken und Erfahrungen.

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